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Hilfe, ich bin ein Serien-Junkie! Vorbei die Zeiten, als ich während dem Nachtessen nebenbei noch die NZZ las. Von vorne bis hinten, von International bis Zürich und Region. Die Zeitung reichte für ein Frühstück, für einen faulen Nachmittag zu Hause und eben für ein Nachtessen. Ich war ein News-Junkie, ich wusste Bescheid und konnte den Briefträger am Morgen kaum erwarten. Die NZZ ist ja wirklich eine Wissens-Granate. Kennt jemand die Aarauer Brändli-Bomben? Die NZZ ist ähnlich, schmeckt im Normalfall jedoch weniger nach Schokolade. Nun gut, das war früher. Denn Wissen ist schön und gut, doch irgendwann ging mir all das Wissen gehörig auf den Geist. Zu wissen, dass die halbe Welt ein blutverschmierter Dreckshaufen ist, lässt einen gehörig am positiven Einfluss einer Tageszeitung auf den eigenen Gemütszustand zweifeln. Also änderte ich mein Essverhalten. Statt Zeitungen gab’s ab sofort TV-Serien zur Tischunterhaltung. Und diese Änderung schlug ein wie eine Bombe. Innert kürzester Zeit mutierte ich zum Serien-Junkie. Am Montag gab’s bis vor Kurzem Grey’s Anatomy, doch seit dem Staffelende wuseln jetzt halt als Ersatz die verzweifelten Hausfrauen über die Mattscheibe. Danach folgen Dr. House und sein (zum Teil sehr, sehr hübsches) Nachwuchsteam. Am Dienstag herrscht Flaute, manchmal hilft aber SF2 mit einem lustig harmlosen Film aus. Am Mittwoch geht’s dann weiter mit Eli Stone, dicht gefolgt (leider zu dicht) von Criminal Minds auf meinem Lieblingssender 3+. (Ja, das ist ironisch gemeint!) Am Donnerstag schliesslich herrscht eigentlich erneute Flaute, doch zur Not tut’s auch Alarm für Cobra 11. Gut zu wissen, dass der kleine Türke noch immer den bösen Buben hinterher brettert und dabei in jeder Serie sicher einen BMW zu Schrott fährt. Vielleicht könnte Piero aus Musicstar dort mal mittun?

Ich kann seichte Serien-Unterhaltung allen nur wärmstens empfehlen. Endlich muss ich keine Gedanken mehr an Israelis und Palästinenser verschwenden, endlich ist das Morden und Vergewaltigen in Darfur dort, wo es hingehört: weit weg! Und endlich hat jemand all die Politiker in der Wandelhalle auf stumm geschalten. Man stelle sich nur vor: Ein Mörgeli ohne Ton! Das ist wie ein Morgen ohne Kater, ein Kater ohne Buckel und ein Buckel ohne Steine. Auf der Buckelpiste bei Schneemangel... ich gebe zu, das geht irgendwie nicht so ganz auf, doch ich bin leicht in Eile und Sie erraten ohne Zweifel den Grund: Mein Zeitplan ist nun gänzlich dem Fernsehen unterworfen, das Tele meine Bibel und Heidi Abel meine Göttin. Ich arbeite jetzt übrigens am Heidi-Abel-Weg. Mit ein Grund, wieso meine Kolumne diese Woche etwas kürzer ausfällt. Das Studentenleben ist vorbei, die Nächte dienen wieder zwingend der Erholung. Etwas zweideutig, doch standen sie früher primär im Zeichen der Kreativität. Womit die Zweideutigkeit noch immer nicht gänzlich aufgehoben wäre, doch Sie verstehen mich.



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