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Haben Sie das richtige Mobilabo? Sind Sie sicher? Und wie steht’s mit dem Internet, dem Festnetz, der Versicherung und dem Coiffeur? Fahren Sie überall am günstigsten, schöpfen Sie Ihr Sparpotential maximal aus? Gestern war ich mal wieder am Rechnen. Vielleicht ein paar Minuten, vielleicht aber auch stundenlang! Man will ja nicht blöd sein. Man will nicht unsinnig Geld ausgeben. Besonders dann nicht, wenn man keines hat! Die Tagesfrage gestern: Lohnt sich mein Message-Zusatz für 17 Franken und 66 Rappen monatlich? Wofür ich unbegrenzt viele SMS verschicken kann und zwar in alle Netze. Deutliche Antwort zum Schluss meiner Rechnerei: Nein, lohnt sich nicht! Denn ich hatte 19 Franken und 9 Rappen zu bezahlen, um auf meinen Mindestrechnungsbetrag zu kommen. Mindestrechnungsbetrag ist ein von Werbefuzzis generiertes Kaschierwort, um das Unwort «Abogebühr» zu kippen. Elegant oder? Hahaaa, Revolution: Keine Abogebühr mehr, tataaa und Applaus! Dafür eben den Mindestrechnungsbetrag. So wie man Schwarze als African-Americans bezeichnen muss, doch am Ende kommt’s aufs selbe raus: Fahren weiter den Schulbus und Präsident werden können sie noch immer nicht! Oder glauben Sie ernsthaft, ein Mann, der aussieht wie jeder zweite Gärtner in Lousiana, dessen Name frappant an Osama erinnert, der darüber hinaus auch noch den irakischen Ex-Diktator im Mittelnamen mit sich rumschleppt, der nicht auf die Jagd geht, der Abtreibungen gutheisst und den über 70% der Europäer wählen würden, wird Präsident der USA? Nicht in hundert Jahren! Man hätte es vielleicht doch mit der hysterischen Zicke probieren sollen! Doch zurück zur Telekommunikation: 19 Franken und 9 Rappen bezahle ich also dafür, dass ich mein Mobiltelefon zu wenig benütze. Was ich natürlich sehr gerne berappe, denn auch ein Telekommunikationsunternehmen muss ja irgendwie über die Runden kommen, da leiste ich gerne meinen Beitrag, ist ja klar! Und ist ja nicht so, dass Geben und Nehmen allzu einseitig verteilt wären, nein, wo denken Sie hin? Natürlich gibt mir auch Sunrise eine Menge Kohle zurück. Gratis surfen ein Leben lang! Keine ADSL-Gebühren mehr, solange, bis ich ins Gras beisse! Jeden Monat also 49 Franken gespart? «Ja genau!!» meinte der Sunrise-Verkäufer am Telefon. Leider nein, meine ich heute, denn hier kommt wieder der Mindestrechnungsbetrag ins Spiel. Elender Spielverderber! So sind die 588 Franken, die man jährlich spart – und davon eine Woche nach Mallorca fliegen könnte – auch sehr relativ. Bei Sunrise würde Einstein offene Türen einrennen!

Ich hielt meine Rechnerei gerade für beendet (Erkenntnis des Tages: Message-Zusatz streichen!) und wollte mich Sinnvollerem zuwenden – z.B. Altpapier bündeln –, da drang eine weitere Frage in mein Bewusstsein: Lohnt sich vielleicht aber der Surf-Zusatz? 7 Franken 50 und danach unlimitiert mit dem Handy im Internet surfen. Unlimitiert hört bei Sunrise übrigens bei 2 Gigabytes pro Monat auf. Nun ja, 2 Gigabytes sind schon sehr viel, das ist also wirklich fast unlimitiert. Eigentlich im wahrsten Sinne des Wortes, man sollte Sunrise Informatik-Bücher schreiben lassen: «Eine unlimitierte Datenmenge entspricht 2 Gigabytes!» Ich hätte demzufolge ein Notebook mit 115-facher unendlicher Speicherkapazität. Nicht schlecht oder? Vielleicht hörten die unendlichen Weiten damals bei Star Trek ja auch nach 2 Lichtjahren schon auf. Man hätte sonst die Filme ja auch in einem schampar grossen Studio drehen müssen!

Diese zweite Rechnung fiel allerdings äusserst knapp aus, da ich im letzten Monat nämlich bloss 6 Franken und 33 Rappen für Handy-Surfen ausgegeben habe. Womit ich sagenhafte 1 Franken und 17 Rappen sparen konnte. Ich war hoch erfreut! Doch dann dachte ich darüber nach, dass ich das Handy noch viel häufiger zum Surfen gebrauchen könnte, wenn ich dies unlimitiert machen dürfte. Unlimitiert im Sinne von 2 Gigabytes. Ich war letzten Monat nämlich unzählige Male irre froh, dass ich dieses neue Internet-Handy habe. Dann nämlich, als ich um eine Bratwurst gewettet hatte, wie das Wappen von Nidwalden aussah. Swusch swusch, ein paar Kurven durchs weltweite Netz und die Bratwurst gehörte mir! Ha! Oder dann, als ich Blumen giessen sollte, die Adresse der Wohnung des Freundes aber zu Hause vergessen hatte! Ja, da stehen Sie mit abgesägten Hosen da, da sind Sie furchtbar aufgeschmissen, wenn Sie kein Surfer-Handy dabei haben! Nach endlos langer Rechnerei habe ich mich dann allerdings entschlossen, mein Surfverhalten weiter zu beobachten und in einem Monat eine erneute Lagebeurteilung vorzunehmen. Denn fremde Pflanzen muss man nicht jeden Monat giessen und Bratwürste verdient man sich in der Regel auch härter. Weitere Einsatzmöglichkeiten eines Internet-Handys drängen sich mir im Augenblick grad nicht auf. Aber vielleicht ändert sich dies ja. Meinen Taschenrechner halte ich solange gezückt, um blitzschnell auf mein geändertes Konsumverhalten reagieren zu können. Ich bin ja nicht blöd!

Aber was ich noch fragen wollte, sehnen Sie sich hie und da nicht auch an die gute, alte PTT zurück? Keine orangen Sonnenaufgänge, keine 2 am Rücken, keinen Kabelsalat, kein Rechnen, keine Zeitverschwendung, einfach nur PTT und definitiv mehr Zeit zum Leben!



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