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Nachtrag zu den Erfindungen, die einen reich machen: Der Klassiker ist ohne Frage dieses Cocktail-Papier-Schirmchen. Aber das wissen wir spätestens seit Tom Cruise und seinem grandiosen Acting in «Cocktail». Eine zweite Erfindung donnert tagtäglich an uns vorbei, zumindest jetzt während dem Euro-Fieber. Ein kleines Plastikding, auf die Idee könnte jeder kommen! Vermutlich zu simpel, um es patentieren zu lassen. Oder doch? Denn wenn wirklich jemand ein Patent auf diesen Fähnli-Haltern fürs Auto besitzt, dann hat er ausgesorgt, so lange es WMs und Euros gibt. Ich hege zwar bei jedem Subwoofer geschüttelten Auto, das an mir vorbeiprotzt, den leisen Verdacht, dass die Gleichung gilt: Je mehr Fähnli am Auto, desto kleiner der IQ! Aber das ist natürlich reine Spekulation.

Das einzige, was ich je erfunden habe, war «Shampoo-Ball». Gespielt wurde mit einem Softball und – das ist jetzt der Clou – mit leeren Shampoo-Flaschen. Ja, die waren cool! Aus der Migros, mit wunderbar geschwungener Form, bevor alles kantig, gerade und «modern» werden musste. Und das Beste an diesen Flaschen war der Verschluss, so ein richtig edler, weisser Zapfen! Da fühlte man sich beim Haare Waschen noch wie in Tausend und einer Nacht. Kein Wunder, dauerte meine Duscherei früher stundenlang. Ja, «Shampoo-Ball» war eine tolle Erfindung, keine Frage!

Doch es ist so eine Sache mit Erfindungen. Denn wie hätte ich wohl reagiert, wenn mir jemand gesagt hätte, er fände meine Erfindung schlecht? (Obwohl ich viel eher auf die olympische Anerkennung hoffte!) Keine Frage, ich hätte gewütet und getobt und mein Kinderzimmer in eine nostradamische Vision des Irakkriegs verwandelt. Gleiches ist mir Jahre später passiert – jedoch mit leicht vertauschten Rollen. Ich lebte erst kurze Zeit in meiner eigenen Wohnung. Die ist leider so klein, dass mir das rote Standby-Lämpchen meiner Stereoanlage nachts derart stark ins Gesicht leuchtete, dass ich selber meine Wohnung für ein Rotlicht-Etablissement hielt. Zudem ist ja Strom-Sparen eine gute Sache. Also überlegte ich mir Wege, wie ich nachts all mein Elektro-Zeugs vom Netz nehmen könnte. Einfach Stecker raus? Zu unelegant! Da stiess ich unverhofft auf eine preisgekrönte Schweizer Erfindung: Ecoman heisst das Ding! Bitte alle dreimal klatschen, denn der Ecoman hat es zweifelsohne verdient! Ich war bereit, meinen Stromspar-Eifer 70 Franken kosten zu lassen. Wenige Tage später hatte ich den Ecoman installiert und fühlte mich ganz Greenpeace, WWF und Gabi Petri! Der Ecoman ist eben wirklich ganz praktisch! Er trennte fortan meine Stereoanlage dreissig Sekunden nach Nicht-Gebrauch vom Strom. Und das Telefon leider gleich mit. Na gut, kleiner Umbau, es gibt nicht umsonst selbst in einer Ein-Zimmer-Wohnung mehrere Steckdosen! Nächster Versuch: Der Ecoman gibt mir auf Kommando Saft und schon leuchtet das kleine Puff-Lämpchen an der Stereoanlage. Doch Achtung, ganz tricky, ich schalte die Stereoanlage NICHT ein, sondern bloss das ADSL-Modem. Dieses baut eine Verbindung auf, alles paletti, das Modem wählt noch immer, zack und der Strom ist weg. Wussten Sie, dass ein ADSL-Modem während dem Verbindungsaufbau weniger Strom verbraucht als im normalen Funktionsmodus? Und definitiv zu wenig, als dass dies der Ecoman unterstützen würde. Wenn sich Ihr Modem innert dreissig Sekunden eingeloggt hat, ist all dies kein Problem. Doch der Ecoman ist gnadenlos: Nach dreissig Sekunden ist Schluss! Daher sah ich mich fortan gezwungen, während dem Einwählen des Modems zusätzlich mindestens die Ikea-Lampe einzuschalten. Andernfalls hielt mich der Ecoman kaltblütig vom Internet fern. Genau so hatte ich mir Strom-Sparen vorgestellt! Kurz: Der Ecoman ist ein Riesenseich und genauso praktisch wie ein simpler Kippschalter aus dem Jumbo. Kostenpunkt: 7 Franken!

Ich hielt es irgendwie für eine tolle Idee, mit der Ecoman-Firma meine Erfahrungen zu teilen. Man ist ja heute kritikfähig. Dachte ich. Mein Mail strich die Schwachpunkte des Produkts deutlich heraus. Man hätte mir für meine konstruktive Kritik danken müssen, mir vielleicht ein Tächli-Käppi schicken können. Stattdessen klingelte mein Telefon – an einem Ostersonntag, morgens um halb neun Uhr. Ostern, das Fest der Prozessionen. Ostern, die Tage, wo man dem Saucheib das Maul gestopft hat! Ich torkle verschlafen aus dem Bett, finde ohne Rotlicht den Weg nicht so richtig, denke noch «Läck, dieser Kippschalter ist schon praktisch!» und nehme dann den Hörer ab: «Ja?» - «Herr Müri, Sie sind es...» Langsam wurde ich wach. Und es sollte sich lohnen. Auch wenn nur noch vier Worte folgten. Doch jedes davon so hart und gewaltig wie Hammerhiebe. Vier Worte, vier Nägel und der Müri hing am Kreuz! Mit dem Ausklingen der Silbe «loch» hängte der Herr Ecoman den Hörer auch schon wieder auf. Ich hatte nicht mal Zeit zum Auferstehen. So hänge ich also noch immer am Kreuz und kann nur sagen: Unterstützen auch Sie die Firma Ecoman und besuchen Sie www-punkt-ecoman-punkt-ch! Eine super Erfindung! Die Umwelt dankt es Ihnen!



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